Gleis 9

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Thefoodlovies 01, Februar 2019

Gault & Millau 2018

Wer im «Perron 9» Platz nimmt, ist automatisch Teil eines Weltrekords. Das über 100-jährige, 6200 Tonnen schwere Backsteingebäude wurde 2012 zugunsten des Ausbaus des Bahnhofs Oerlikon um ganze 60 Meter verschoben. Im trendigen Lokal dreht sich alles um den Grill mit offen loderndem Feuer oder um den Smoker-Grill in der Küche – hier wird nach US-amerikanischem Vorbild schonend im Rauch gegart.

Aus dem Smoker kam denn als Vorspeise auch ein tadelloses, tranchiertes Beef Hanger Steak; dazu gab’s fein abgestimmtes Erdbeerchutney. Die hausgemachte Rauch-Lachswurst auf Wakame, Quinoa, Wasabi und ebenfalls mit Erdbeerchutney kam etwas gar originell daher und gefiel weniger. Dafür schmeckte die gesmokte Kalbsschulter mit hauseigener BBQ-Sauce, Röstzwiebeln und Essiggurkenrelish vorzüglich. Vom Holzkohlegrill gab’s das hervorragende Kotelett vom Schweizer Bierschwein an Senfsauce mit gar süss mariniertem Zuckerhut.

Das Dessert überzeugte: Beim Schokoküchlein mit flüssigem Kern setzte Fior-di-latte-Glace den optimalen Kontrapunkt. Bei Hochbetrieb geht’s im «Perron 9» oft hektisch zu; das bringt den effizienten und freundlichen Service aber nicht aus der Ruhe. An der eher bescheidenen Weinkarte darf ruhig noch etwas gearbeitet werden.


NZZ vom 26. Januar 2017

Dieser Gastbetrieb trägt im Namen die Zahl neun, und fast so viele Leben scheint er zu haben: Das über 120-jährige MFO-Gebäude hätte eigentlich abgerissen werden sollen für die Erweiterung des benachbarten Bahnhofs Oerlikon. Dann kämpften diverse Kreise für die Erhaltung des wunderbaren Backsteinhauses – und siehe: Seine 6200 Tonnen wurden vor fünf Jahren einfach um sechzig Meter verschoben, samt dem 2005 gegründeten Lokal «Gleis 9». Es war ein phänomenales Ereignis, ein Mahnmal der Resistenz und auch insofern ein Glücksfall für das Entwicklungsgebiet, als dessen gastronomische Fortschritte in den letzten Jahren nicht mitgehalten haben mit dem Bevölkerungswachstum. Und weil der Bahnhof seit dem Ausbau über ein Gleis 7 und ein Gleis 8 verfügt, ergibt der Name nun sogar Sinn.

Seit nunmehr elf Jahren also bringt Pächter Roman Bolt mit seinem Team hier etwas Leben ins Neubauquartier, mittags wie abends, auch dank einer schönen Terrasse. In den oberen Etagen kann man Räume mieten, so dass das Haus bestens für Seminare, Bankette und andere Anlässe gerüstet ist. 2013 wurde das auf Burger und Pasta spezialisierte Bistro um das etwas gehobenere «Perron 9» für rund hundert Gäste ergänzt. Bei unserem Besuch an einem Samstagabend sind nur wenige Tische besetzt, wir ergattern jenen direkt neben dem Cheminée. Züge ziehen vorbei vor den Fenstern der recht gastlich wirkenden Halle, die auch als Konzertort dient. An diesem Abend aber gibt's nicht allzu laute Musik aus der Konserve, von Muddy Waters bis zu Katie Webster, die ihr «Two Fisted Mama» in die Tasten haut. Man scheint hier von Kopf bis Fuss auf Blues eingestellt – wer den nicht ganz so liebt wie der Verfasser, könnte sich mit der Zeit daran stören.

Und was bietet die halboffene Küche? Viel Tadelloses, vom Brot über die gut bestückte Weinkarte bis zu Spezialitäten vom Holzkohlegrill, wobei das Fleisch grösstenteils von einer lokalen Metzgerei stammt. Schön würzig und saftig ist die Kalbsschulter (ab Fr. 27.–) aus dem Smoker mit erstklassiger, separat servierter Barbecue-Sauce, sehr feinen Röstzwiebeln, Baked Potato und Coleslaw. Ein Kartoffelstock als Beilage ist mit Mascarpone passend verfeinert, und ausgezeichnet schmeckt das wunschgemäss gegarte Black-Angus-Rindsfilet (Fr. 58.–/300 g) mit köstlicher Pistazien-Kräuter-Kruste und Portwein-Schalotten-Butter. Nur die caramelisierten Baumnüsse, die den schön bissfest gegarten Broccoli begleiten, sind leider leicht ranzig. Fabelhaft sind dafür die Pommes frites (Fr. 5.–), aussen richtig knusprig, ohne innen trocken zu sein.

Das hilft sogar darüber hinweg, dass die Kellnerin über weite Strecken abgelöscht wirkt – was am Tisch eine Diskussion darüber auslöst, ob Servicepersonal nicht auch einmal übellaunig sein darf, wenn es womöglich aus privaten Gründen den Blues hat. Nun, uns hat es die Laune nicht verdorben – und dieses sympathische Lokal wird es auch überleben.

Tagesanzeiger 29.4.2016


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